Eine Musik, die abgeht wie Schmidts Katze: 1970 – und damit gut zehn Jahre vor dem Musical „Cats“ – brachte der Maus-Konzern Disney mit den „Aristocats“ einen Zeichentrickklassiker auf die Leinwand, in dem die Hauptdarsteller auf Samtpfoten swingen, bis die Schnurrhaare zittern. Die Volksoper zeigt das St\u00fcck um Haus- und Stra\u00dfenkatzen nun in einer dynamischen Fassung f\u00fcr Kinder und Katzenfans. Alles andere als Katzenjammer herrschte bei der umjubelten Premiere am Sonntag.<\/p>\n
Dass Klein wie Gro\u00df bei der Schlussnummer des rund 70-min\u00fctigen St\u00fccks nicht nur mitklatschten, sondern die Beteiligten am Ende ausgiebig feierten, ist dabei nicht zuletzt ein Verdienst von Regisseur Florian Hurler, der mit dem „Dschungelbuch“ bereits einen Kindererfolg am Haus gelandet hatte. Angenehm unpl\u00fcschig erz\u00e4hlt er diesmal die Geschichte um die feine Hauskatze Duchesse und ihre wohlbeh\u00fcteten Kinder Marie, Toulouse und Berlioz, die als potenzielle Millionenerben vom sinistren Butler Edward ausgesetzt werden und dank des Streuners Thomas O’Malley nicht nur den Weg nach Hause, sondern auch die Liebe finden.<\/p>\n
Hunde sind einfach durch Kappen mit etwas \u00fcberdimensionalen Ohrensch\u00fctzern gekennzeichnet, Katzen mit etwas spitzohrig zulaufenden Frisuren, und G\u00e4nse sind mit einem nach hinten auskragenden Petticoat ausgestattet. Den Rest besorgt die Fantasie. Das Geschehen spielt dabei ausschlie\u00dflich auf der Vorderb\u00fchne, w\u00e4hrend eine Leinwand im Hintergrund mit federstrichartigen Zeichnungen R\u00e4ume er\u00f6ffnet und animiert. Da werden mit kleinen Mitteln gro\u00dfe Effekte wie eine ruckelige Lkw-Fahrt m\u00f6glich.<\/p>\n
Aber nicht nur die von Christof Hetzer konzipierte B\u00fchne ist angenehm entschlackt, auch der Text aus den fr\u00fchen 70ern wurde von Nicolaus Hagg vom Staub der Jahrzehnte befreit. So gibt es moderne Einsprengsel wie Anspielungen an „La La Land“, das Dissen von Menschen als „Ganzk\u00f6rperglatzen“ oder ein kurzes Zitat der „West Side Story“, wenn Hund und Katz‘ aufeinandertreffen. Nicht zuletzt aber sind auch die Geschlechterverh\u00e4ltnisse ins Jahr 2023 transponiert, wenn etwa Stra\u00dfenkater O’Malley stets korrigiert wird, sobald er eine weibliche Katze „Sch\u00e4tzchen“ nennt. Der Dialog zwischen den Duchesse-Kindern „Ist das ein Macho?“ – „Ich glaube nicht – die sind doch ausgestorben“ spricht hier B\u00e4nde.<\/p>\n
Dass sein Text ordentlich umgesetzt wird, daf\u00fcr tr\u00e4gt Hagg als grantiger Butler Edgar mit komikhafter Plauze und clownesker Mimik gleich selber Sorge, w\u00e4hrend Lisa Habermann als verbindliche Duchesse von einem jungenhaften Peter Lesiak als O’Malley angeschmachtet wird. Und in den Partien des Duchesse-Nachwuchses k\u00f6nnen drei Mitglieder des Volksopern-Kindernchores gl\u00e4nzen, wobei vor allem die junge Hannah Lehner als Marie mit stimmlich souver\u00e4ner Interpretation heraussticht.<\/p>\n
Einzig an der Tonmischung muss das Team der „Aristocats“ noch etwas feilen, um die Textverst\u00e4ndlichkeit bei den Musikpassagen zu gew\u00e4hrleisten. Dann ist bei diesem Volksoper-Kindererfolg aber so was von gar nichts f\u00fcr die Katz‘!<\/p>\n
(S E R V I C E – „Aristocats“ von Richard Sherman, George Bruns, Al Rinker und Terry Gilkyson an der Volksoper, W\u00e4hringer Stra\u00dfe 78, 1090 Wien. Dirigent: Tobias W\u00f6gerer, Regie\/Choreografie: Florian Hurler, B\u00fchne\/Kost\u00fcm: Christof Hetzer. Mit Edgar – Nicolaus Hagg, Duchesse – Lisa Habermann, Thomas O’Malley – Peter Lesiak, Marie – Hannah Lehner, Toulouse – Benjamin Ruzek, Berlioz – Leopold Sommer, Napoleon – Daniel Ohlenschl\u00e4ger, Lafayette – Wolfgang Gratschmaier, Amelia Gabble – Julia Koci, Abigail Gabble – Martina Dorak, Swingy – Jakob Semotan, Beaty – Kevin Perry, Rocky – Eva Zamostny. Weitere Auff\u00fchrungen am 1. Oktober, am 5. und 26. November, am 14. und 31. J\u00e4nner, am 17. M\u00e4rz sowie am 7. und 28. April 2024. )<\/p>\n
(APA)<\/p>\n